Freitag, 4. Oktober 2013

Lesung im Ocelot


Carl Nixon Settlers Creek

Auf deutsch zunächst dann ins englische fallend, begrüßt uns und den Autor aus Neuseeland, sein Buch kurz vorstellend, die stellvertretende Botschafterin seines Landes.

An die elegante schöne Frau, die nun neben mir sitzt, schließt sich der Verleger Stefan Weidle an, der uns noch weiter, nun vom englischen ins deutsche fallend, vom Autor und dem Buch und den Wegen der Lesenden erzählt.

Zoë Beck beginnt nun die Lesung mit ihrer warmen Stimme zum roten Haar. Liest vom Fund der baumelnden Leiche in deren Schamhaar eine  Nacktschnecke ihre Runden dreht und sich Gedanken über die Situation in der er sich nun befindet.

Intensiv die Sprache von Nixon, der über das Denken neben der Leiche schrieb. Über das Messer mit dem er die Leiche vom Baum schneidet. Die nun abgeschnitten, schon steif, den Abhang hinunter kullert. Da beginnt das Telefon in den Kleidern des Jungen zu klingeln und erschreckt den Alten mit seiner seltsamen Melodie.

Der Alte geht zu dem toten Jungen, bedeckt ihn mit seiner Jacke, um der Leiche Würde zu geben.  Als oben am Weg angekommen drei Joggerinen vorbeikommen, sagt er nichts.

Nun erklärt Stefan Weidle uns den Kontext der Geschichte mit dem Konflikt zwischen dem Maori Glauben des leiblichen Vaters des Jungen und dem Glauben und den Sitten des Vaters, der ein Einwanderer Nachfahre ist.

Auf die Frage an den Autor Nixon erzählt uns dieser auf englisch welchen Konflikt und welchen Hass das Buch auslöste weil die Hauptfigur politisch nicht ganz korrekt ist, was die Kritiker in Neuseeland spaltete. Es ist ein Konflikt zwischen den Pakeha, wie die weißen Einwanderer genannt werden, und den Maori, die einen Toten eben bei seinen Ahnen beerdigen wollen und darum in einem realen Fall, die Leiche eines Maori aus dem Bestattungsinstitut strahlen, wie es auch im Buch geschah.

Nixon erklärt uns den Konflikt zwischen Zuhause, was für seine Großmutter noch England immer war, und Identität in Neuseeland, die immer noch auf der Suche ist und den Maori gegenüber steht, die sich auch als Leute des Landes bezeichnen.

Nun liest und Carl Nixon auch ein Stück aus seinem Roman vor. Auf englisch mit warmer, tiefer Stimme sitzt er konzentriert und folgt mit der Finger den Zeilen. Erzählt uns von der Situation eines Gesprächs als er sich mit der Leiche seines Sohnes suchend, etwas zu essen holen möchte. Beschreibt die peinliche Situation, in der sich die Hauptperson Box nun befindet beim plaudern.

Stefan Weidle erzählt uns noch mehr vom Kontext der vorgelesenen Stellen und er fragt Nixon warum sich der Sohn umgebracht hat, was im Buch keine Rolle spielt.  Der Autor sagt uns, er weiß es selbst nicht und Box die Hauptfigur erfährt es auch nicht, aber es spielt eine Rolle, dass Neuseeland die höchste Rate an Selbstmorden unter Jugendlichen hat.

Nun zum zweiten Teil der Lesung wo es darum geht wie die Leiche nach Hause kommt. Box ist noch von der Schlägerei lädiert. Kommt zu dem Maorihaus, wo er seinen Ziehsohn vermutet. Erzählt von der Brandstiftung auf einem Spielplatz, den er mit Benzin tränkte. Wie die Flammen ihren Weg nehmen. In den Himmel Box nur knapp überlebte.

Eine schöne Lesung nach der uns die neuseeländische Botschafterin noch auf einen Schluck des dortigen Weines einlädt und wir plaudernd unsere zufällige Wohnortnähe feststellen uns für weitere Wege verabreden. Dann im Gespräch mit Zoë Beck über Wohnorte und wunderbare Bücher.
jt 4.10.13

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